Hakone und Mount Fuji

Von Tokio fährt alle 20 Minuten ein Zug nach Hakone. Wir haben uns den Hakone Free Pass gekauft, mit dem man alle öffentlichen Verkehrsmittel in Hakone sowie den Zug ab Tokio nutzen kann. Die Fahrt dauert ca. 1,5 Stunden mit dem Romancecar. Kaum zu glauben, aber an unserem Reisetag gab es einen Defekt, und der Romancecarzug fuhr nicht. Um es mit den Worten eines Angestellten zu beschreiben: "It's all a mess." Als Tourist in Japan bekommt man so etwas allerdings nicht wirklich mit, denn es läuft trotzdem irgendwie alles gut. Wir konnten problemlos unsere Tickets für den schnelleren Zug zurückgeben und einen anderen Zug nehmen. Unvorstellbar in Deutschland, oder?
Der Hakone Free Pass ist wirklich eine großartige Möglichkeit, die Region zu erkunden. Nicht nur der Zug, sondern auch die vielen verschiedenen Transportmöglichkeiten wie Busse, Gondeln und Schiffe sind im Pass enthalten. Besonders beliebt ist der Hakone Tozan Railway, eine der steilsten Eisenbahnstrecken Japans, die mit ihrer beeindruckenden Aussicht und den vielen Kurven durch wunderschöne Landschaften führt. Viele Touristen nutzen den Pass auch, um in die berühmten Owakudani Valley zu fahren, wo man schwarze Eier (gekocht in heißen Schwefelquellen) probieren kann.

In Hakone angekommen, gingen wir zu Fuß zu unserem Hostel. Auf unserer ganzen Weltreise haben wir bisher unsere Backpacks nicht so viel geschleppt wie hier in Japan. Das liegt einfach daran, dass die meisten Unterkünfte fußläufig zu den Bahnstationen erreichbar sind. Das Hostel war ziemlich cool; es gab kleine Einzelräume, in denen eine Matratze auf dem Boden lag, und man konnte sein "Zimmer" sogar mit einer Schiebetür verschließen. Aber seht selbst auf dem Foto.

Nach dem Einchecken erkundeten wir noch den kleinen Ort Hakone. Wir besuchten einen süßen Tempel und spazierten durch die Ortschaft. Alle Restaurants schließen bereits um 19:00 Uhr, und die Convenience-Läden sind auch nicht mehr rund um die Uhr geöffnet – ganz im Gegensatz zu Tokio. An diesem Abend probierten wir in einem japanischen Restaurant zum ersten Mal Sake. Dieser wird aus poliertem Reis gebraut und enthält etwa 15 bis 20 Prozent Alkohol. Die japanische Küche hat so viel zu bieten, und auch in Hakone gibt es viele Spezialitäten, die man probieren sollte. Ein Klassiker sind die Kaiseki-Menüs, die aus mehreren kleinen, kunstvoll zubereiteten Gängen bestehen und die ganze Bandbreite der japanischen Aromen und Texturen widerspiegeln. Wer sich nach einem langen Tag entspannen möchte, sollte auf jeden Fall die Yudofu (tofu in einer heißen Brühe) probieren – ein einfaches, aber sehr leckeres Gericht, das besonders in den Onsenregionen beliebt ist.

Am nächsten Tag hatte der Wettergott ein Einsehen mit uns, denn ursprünglich waren bis einen Tag vorher Schnee, Regen und nur 3 Grad gemeldet. Mit dem Hakone Free Pass kann man nämlich eine Rundfahrt mit dem Zug, zwei Gondeln, einem Schiff und einem Bus unternehmen. Diese Strecke dauert ca. einen halben Tag und bietet bei gutem Wetter großartige Aussichten auf den Mount Fuji. Es geht los mit zwei verschiedenen Zügen, die einen zum Ausgangspunkt bringen, von wo aus man dann mit der ersten Gondel weiterfährt. Übrigens dürfen in Hakone 18 Personen in eine Gondel. Oben angekommen, riecht es extrem nach Schwefel, und es lag sogar noch Schnee. Wir machten einige wunderschöne Fotos vom Fuji, der mit 3.776 Metern der höchste Berg Japans ist. Zwischen Juli und Anfang September kann man den Vulkan über verschiedene Wanderwege besteigen. Der letzte Ausbruch liegt bereits 300 Jahre zurück, und obwohl der Vulkan noch aktiv ist, gehen Forscher derzeit nicht von einem baldigen Ausbruch aus.  Der Mount Fuji ist nicht nur der höchste Berg Japans, sondern auch ein Symbol für die japanische Kultur und Spiritualität. Er ist in vielen Gemälden, Gedichten und sogar in Filmen zu finden und gilt in der japanischen Tradition als heiliger Berg. Im Jahr 2013 wurde der Mount Fuji von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Der Berg hat auch eine besondere Bedeutung im Zen-Buddhismus und wird oft als Symbol für die Unendlichkeit und die Verbindung zwischen Himmel und Erde angesehen.

Nach unserem Zwischenstopp bei wunderschönem Ausblick und Schwefelgeruch fuhren wir mit der zweiten Bahn nach unten zum Lake Ashi. Am Lake Ashi gibt es einen berühmten Fotospot, bei dem man den Mount Fuji im Wasser gespiegelt fotografieren kann. Als wir mittags am See waren, war der Vulkan leider schon in Wolken gehüllt. Wir spazierten am Wasser entlang und gingen zu einem anderen Fotospot, stellten uns jedoch nicht an, da etwa 40 Leute auf die Chance warteten, ein tolles Foto zu schießen. Der See ist ein Vulkankratersee und war früher Teil eines aktiven Vulkans. Heute kann man den See per Schiff überqueren und dabei eine herrliche Aussicht auf den Fuji genießen. Interessant ist, dass der See in der Vergangenheit auch als militärische Verteidigungslinie genutzt wurde, da er schwer zugänglich war.

Für uns ging es dann mit dem Bus zurück nach Hakone. An diesem Abend probierten wir noch ein traditionelles Onsen aus. Ein Onsen ist ein Bad, in dem es mehrere heiße Becken/Quellen gibt. Jedes Onsen in Japan (mit wenigen Ausnahmen) ist geschlechtergetrennt. Faszinierend war, dass sich in diesem Bad niemand unterhielt. Es war sehr ruhig, und man merkt, dass sich die Japaner auf diese Weise von ihrem Alltag erholen und absolute Ruhe suchen. Unser Ticket für das Onsen konnten wir im Hostel günstiger kaufen, da es eher von Einheimischen genutzt wird.  Onsen sind in Japan nicht nur ein Ort der Entspannung, sondern auch ein wichtiger Teil der japanischen Kultur. Viele Onsen befinden sich in vulkanisch aktiven Regionen, weshalb das Wasser von Natur aus mit Mineralien angereichert ist, die für die Haut sehr gesund sind. Besonders bekannt sind die Kusatsu Onsen und die Beppu Onsen. Zurück in der Unterkunft bestellten wir noch gebratene Nudeln und Gyoza, die die Angestellten frisch zubereiteten. In Japan ist es normal, dass man immer auf dem Boden sitzt. In den Airbnbs gibt es zwar kleine Tische, aber bisher hatten wir nie Stühle, sondern Sitzkissen. Auch im Hostel in Hakone saßen wir zum Essen auf Sitzkissen auf dem Boden.

Am nächsten Tag stärkten wir uns mit einem Frühstück vom Supermarkt. Wir kaufen oft Joghurt, Obst und Haferflocken oder kochen uns ein Omelett. In den 7-Eleven-Filialen gibt es nur abgepacktes Frühstück. Entweder süße Teilchen wie Croissants oder Mochi, oder deftigere Sachen wie Porkban oder Pizzaban. Es gibt aber auch fertige Joghurtmischungen, Sushi oder Reisbällchen. Das möchte man dann aber nicht jeden Tag essen. Am Bahnhof in Hakone testete Verena einen Getränkeautomaten, bei dem es sogar warmen Tee gibt. Wie das funktioniert, keine Ahnung. Jedenfalls kam warmer Tee in einer Flasche aus dem Automaten, und kurz darauf fuhr der Romancecar ein. Geregelt und geordnet, wie man es von Japan kennt, stiegen zuerst die Passagiere aus, dann drehten sich die Sitze automatisch in Fahrtrichtung. In der Zwischenzeit wurde der Zug kurz gereinigt. Zwei Minuten vor Abfahrt durften dann alle neuen Passagiere einsteigen. Ohne Hektik, ohne Gedränge, aber mit der wichtigen Durchsage, zügig einzusteigen, da der Zug pünktlich losfährt. Und genauso war es. Wir saßen noch nicht mal auf unseren Sitzplätzen, da ging es schon los, zurück zur Shinjuku Station. Dort angekommen, kauften wir uns ein Ticket für den Zug zum Flughafen. Alle 20 Minuten eine Verbindungsmöglichkeit zu haben, ist wirklich Luxus.

Am Flughafen Narita gibt es vor dem Sicherheitscheck eine "Foodhall". Nach der Sicherheitskontrolle gibt es nur noch einen Getränkeautomaten. Jetstar Airways nimmt es leider sehr genau mit dem Handgepäcksgewicht (8 kg). Zum Glück hatte jeder von uns noch 2 Kilo Luft vom Rucksackgewicht, das wurde uns gut gerechnet. Andernfalls hätten wir pro Kilo 25 Euro Aufpreis zahlen müssen.

Unsere gesamte Reisezeit an diesem Tag von Hakone nach Okinawa? 12 Stunden