Zwischen einer Anreise im dunkeln, Kakerlaken, Spinnen, rauchenden Bussen und wunderschönen Sandstränden

Unsere erste längere Busfahrt führte uns mit dem Greyhoundbus von Brisbane nach Hervey Bay. Während tagsüber echt viel los ist, verschwinden nach Sonnenuntergang nach und nach die Autos von der Straße. Unser Busfahrer war in ständigem Funkkontakt, um anderen Fahrern Hinweise bzgl Kängurus oder Koalas zu geben. In Australien passieren leider viele Unfälle nach Sonnenuntergang, da die meisten Tiere nachtaktiv sind. Touristen wird von längeren Nacht- oder Abendfahrten abgeraten.
Am Campingplatz angekommen checkten wir über die sogenannte „Keybox“ ein. Code eingeben, Schlüssel rausholen und fertig.😄

Die ersten zwei Tage verbrachten wir am Strand, im Waschsalon und auf dem Campingplatz. Das Wetter war zumindest immer bis Mittag einigermaßen schön, wenn auch sehr windig und bewölkt. Lustige Storys zwischendurch: Am zweiten Tag holten wir uns neue Handtücher an der Rezeption und es stellte sich heraus, dass wir im Buchungssystem unter einer anderen Zimmernummer gespeichert waren, die Rezeptionistin fand es sehr amüsant.: „Imagine you are sleeping, and somebody has a late check in and want‘s to get into your room“. Ja haha, sehr lustige Vorstellung. Sie änderte es, erzählte uns von ihrem 1,5 jährigen Wohnmobil Roadtrip durch Australien und wünschte uns einen „lovely day“. Die Australier eben – man muss sie einfach lieben.
Was wir nicht so lieben sind Kakerlaken. Vor allem dann, wenn sie nachts meinen, dass unser Zimmer ihr neues zu Hause ist. Eine gute Aktion ist dann noch, wenn wir vergessen, dass wir ein Insektenmittel im Zimmer haben und Manfred sie mit dem Handtuch „beseitigt“. Aber um 3 Uhr nachts sei uns das auch verziehen. Unser Mobilehome und der gesamte Campingplatz waren aber ansonsten super.
Hervey Bay ist vor allem in der Walsaison von Juli bis Oktober sehr bliebt bei Touristen und natürlich auch, weil es einer der Ausgangspunkte für Fraser Island ist.


Am Freitag starteten wir endlich unseren Fraser Island Trip und waren schon ganz gespannt, ob sich dieser für 335 Euro für 2 Personen wirklich lohnt. Und ja, fast alle Ausflüge in Australien sind sehr teuer.
Fraser Island, auch K’gari ist mit einer Länge von 123 Kilometern und einer Breite von bis zu 22 Kilometern die größte Sandinsel der Welt und gehört seit 1992 auf Grund der einzigartigen ökologischen Vielfalt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Der Regenwald gedeiht auf der dicken Sandschicht, was natürlich eine seltene Eigenschaft ist, die nur an wenigen Orten der Welt vorkommt. Die Insel hat viele Süßwasserseen, wir haben den Lake McKenzie und Eli Creek besucht, wobei Eli Creek mehr ein kleiner Fluss war. Der Name K’gari ( bedeutet „im Paradies“) stammt von der Besiedlung der Aborigines (Butchulla) vor 5000 Jahren. Heute leben dort keine Aborigines mehr, aber die Butchulla-Gemeinschaft erhielt die Insel 2014 von der australischen Regierung zurück. Der Zugang und die Nutzung der Insel erfolgt jetzt in Zusammenarbeit mit den Butchulla.
Für uns startete der Fraser Island Tag mit der Überfahrt auf der Fähre. Sie dauerte nur 45 Minuten und bringt nicht nur Tagestouristen, sondern auch viele Urlauber für die Resorts oder wagemutige Camper in ihren 4WD-Jeeps rüber.
Die Tagestouristen werden nur in speziellen 4WD Tourbussen quer über die Insel gefahren, da dies Allradfahrzeuge sind, die in der Lage sind durch Wälder und über die Strandabschnitte zu fahren. Unsere beiden Guides waren wirklich super cool drauf. Der erste Hinweis war: „ Always fasten your seatbelt to stay safe, trust me – it does happen that the busses fall over.“ Na wirklich sehr beruhigend, dachten wir uns. Aber die beiden strahlten Vertrauen und Sicherheit aus, und sie waren für jeden Witz zu haben. Ganz so wackelig hatten wir uns die Fahrt allerdings nicht vorgestellt. Man muss wissen, im Grunde führt nur eine Strecke mit ein paar Abzweigungen zu den „Sehenswürdigkeiten“ quer über die Insel. Der Tourbus hat grad so Platz und anfangs ging es zuerst bergauf und bergab vorbei am wunderschönen Regenwald. Die zweitwichtigste Hinweis nach dem Sicherheitsgurt war eine Info über die Tierwelt auf Fraser Island. Es gibt hier unteranderem die Trichternetzspinne, welche sich gern mal im Sand eingräbt oder auch im Regenwald zu finden ist. Sie zählt zu den giftigsten Spinnen der Welt, ohne Gegengift hat man quasi noch eine Stunde zu leben. Auch die Rotrückenspinne ist dort heimisch, mit schneller Behandlung braucht man aber vor ihr keine Angst haben. Ach und neben den Spinnen gibt es dann noch 4 hochgiftige Schlangenarten auf Fraser Island. Darunter die Oxyuranus scutellatus, sie ist die giftigste Schlange der Welt. Da kommt doch Freude auf und wir bewundern wirklich jeden der dort freiwillig campt. Für uns wäre das nix.

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Wir hatten aber auch das Glück coole Tiere, wie den Seeadler zu sehen. Er ist der größte Adler Australiens und hat eine Flügelspannweite von 2,5 Metern. Als wir am Strand entlanggefahren sind, hat er sich gerade eine Seeschlange geschnappt. Unsere Guides meinten, wir hätten sehr viel Glück so etwas zu beobachten. Bei der Fahrt über den langen Strandabschnitt haben wir auch die letzten reinrassigen Dingos gesehen. Sie haben sich perfekt an die Gegebenheiten der Insel angepasst und jagen Beutetiere, wie kleine Vögel, Säugetiere und sogar Fische. Auch hier ist äußerste Vorsicht angesagt, überall sind Warnschilder zu den Dingos:
5 Meter Mindestabstand, keine plötzlichen Bewegungen, alle Lebensmittel immer in Behältern aufbewahren, kleine Kinder immer an die Hand nehmen. Im Grunde sind es scheue Tiere, aber sie sind an die Menschen gewöhnt und können plötzliches aggressives Verhalten zeigen. Unsere Guides hatten ein Motto für jegliche Tierbegegnungen „ just leave them alone und you’ll be fine“.

Das steht natürlich außer Frage und bei großen Spinnen hält man sich gerne daran. Wir konnten zwei verschiedene Arten beobachten und solange sie in ihrem Netz sind, kann man dabei auch ganz entspannt bleiben.
Die Busfahrt über den berühmten langen Strandabschnitt(seventy five miles beach) ist eine Herausforderung für den Fahrer, denn die Gegebenheiten von Sand, Meer, Ebbe, Flut und Wind erschweren die Fahrbedingungen. Bei uns gab es zwischendurch auch mal einen Fahrerwechsel, weil einer der zwei Guides noch neu war. Uns hat die Strecke über den Sand ein bisschen an eine Achterbahn erinnert. Es ging kreuz und quer am Meer entlang, es schaukelte, ruckelte und bei einem Abschnitt mussten wir auf eine längere Welle warten, um weiterfahren zu können. Bei Flut ist es nicht mehr möglich. Der seventy five miles beach ist insgesamt 120 Kilometer lang.
Wir machten einen Stopp am Maheno Schiffswrack. Es ist ein japanisches Schiff, welches 1935 auf dem Weg von Sydney nach Japan auf Grund eines Zyklons an den australischen Strand geschwemmt wurde. Es sollte in Japan verkauft werden, die 8 Mann Crew überlebte. Es konnte zum damaligen Zeitpunkt nicht repariert werden und deshalb liegt es noch heute vor den Stränden Fraser Islands.
Nicht weit weg vom Schiffsfrack befindet sich einer der größten Süßwasserbäche. Eli Creek entspringt im inneren der Insel und führt pro Stunde vier Millionen Trinkwasser in den Pazifik. Wir haben dort viele Leute gesehen, die sich mit einem Schwimmreifen entlang des Ufers von oben nach unten treiben ließen.
Nach dem Mittagessen fuhren wir noch zu einer alten railway Station, welche von 1920 bis Mitte des 20. Jahrhunderts die Abholzarbeiten und den Transport von Materialien erleichterte.
Als letzter Stopp wäre der Lake Mc Kenzie eigentlich ein Highlight gewesen. Denn dieser Süßwassersee leuchtet bei Sonnenschein in den schönsten Türkis und Blautönen. Bei uns war es bewölkt, aber es war dennoch interessant in einem See zu schwimmen, welcher nur von Regenwasser und nicht aus Flüssen oder Seen speist. Das Wasser wird von Sandschichten und Kohlenstoff natürlich gefiltert. Dieser Sand wurde in der Vergangenheit sogar für die Herstellung von Gläsern verwendet.
Nach diesem ereignisreichen Tag ging es mit der Fähre zurück zum Hafen und dann in unseren Bus, der alle zurück zu den Unterkünften fährt. Wir unterhielten uns noch mit einem Pärchen, welches wir im Laufe des Tages kennengelernt hatten. Sie waren aus Stuttgart und sind insgesamt 6 Wochen in Australien und Neuseeland unterwegs. Ein Thema war natürlich auch die nachtaktiven Tiere, neben einigen Kängurus begegneten wir noch zwei weiteren, aber dazu gleich mehr.


Nach den ersten 15 Minuten hielt unser Bus plötzlich an der Straße an, der Busfahrer lief raus und wir sahen schon, dass es hinten rauchte. Der Grund war eine Überhitzung, ein Problem, dass der Busfahrer schon vormittags beheben ließ, wie er uns erzählte. Wir warteten an der Straße, fuhren dann noch ein kleines Stück weiter und mussten auf einem Parkplatz in einen anderen Bus umsteigen. Auf dem Parkplatz wurde eine Mitreisende von einer Stabheuschrecke angeflogen, sie fand es supercool und behielt sie noch ein wenig auf ihrer Hand. Diese Entspanntheit hätte Verena auch mal gern. Wir fuhren weiter, als plötzlich unser Busfahrer „ holy shit“ rief, das Fenster stürmisch öffnete und eine Handtellergroße Spinne rausschleuderte. So viel zum Thema, nachtaktive Tiere und warum abends einfach keiner mehr unterwegs ist.
Unseren letzten Vormittag in Hervey Bay verbrachten wir mit Blogbeiträgen und einem Strandspaziergang, bevor es Nachmittags weiter nach Rockhampton ging.

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